Sonntag, 29.07.2018, 08.00 – 19.00 Uhr

Sommertour in den Nationalpark Eifel

– Burg Vogelsang und Schifffahrt Rursee –

Vergleichsweise ungewöhnlich war der diesjährige Sommerausflug des KKV-Kaarst. Er führte die Teilnehmer zurück in ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. In der idyllischen Eifelregion bei Schleiden, oberhalb des Rursees, wurde 1934 von den Nationalsozialisten eine von drei sogenannten Ordensburgen gebaut. Hier wurden ausgesuchte junge Männer als Führungsnachwuchs der NSDAP ausgebildet. Die deutsche Arbeitsfront errichtete in nur zwei Jahren Mannschaftsquartiere, Sportstätten, Schulungsräume und Versorgungseinrichtungen auf einem weiträumigen Gelände (rd. 100 Hektar), finanziert durch das von den Gewerkschaften eingezogene Vermögen. Viele der jungen Männer glaubten sich mit ihrer „Berufung“ auf dem Weg zum sozialen Aufstieg und einer beruflichen Karriere. Die ganze Anlage diente auch der Selbstdarstellung des Nationalsozialismus, wenn an deren Gedenktagen Aufmärsche und Jubelfeiern stattfanden, zu denen auch die Bevölkerung eingeladen war. Insgesamt 48 Teilnehmer (KKV Mitglieder und Gäste) spürten der Ideologie und Geschichte dieser Ordensburg nach. Zwei Gruppen begaben sich auf Führungen über das Gelände mit Besichtigung einiger Innenräume und eine Gruppe besuchte die Dauerausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“. Einige Teilnehmer konnten die Erzählungen der ausgezeichneten Referenten noch durch Berichte aus dem Familien- oder Nachbarschaftskreis ergänzen. Hunderte der hier und in den anderen Ordensburgen ideologisch geschulten Männer waren später in der deutschen Besatzungsverwaltung eingesetzt und wurden zum Teil Täter und Mittäter an Verbrechen.

Wir alle wissen wie grauenhaft der Größenwahn endete. Die ehemalige NS Ordensburg ist heute ein internationaler Platz der Begegnung und Erinnerung. Das Gelände steht als Flächendenkmal unter Schutz. Die Akademie Vogelsang IP bietet vertiefende Bildungsangebote für alle Altersstufen und Vorkenntnisse zur Stärkung gesellschaftlicher Kompetenz.

Die Teilnehmer blieben nachdenklich zurück mit den Fragen: Wie hätte ich mich verhalten? Wäre ich in dem Umfeld standhaft geblieben? Hätte ich erkannt in welche Richtung die Ideologie mich führt?
Und heute: Ist unsere Demokratie gefestigt genug, um ähnliche Entwicklungen zu verhindern?

Einhelligen Meinung der Teilnehmer: Der Besuch der Dokumentationsstelle kann nur jedem empfohlen werden.

Auch während des Mittagessens in Einruhr ging die Diskussion über das Erlebte weiter. Nach einer anschließenden Schiffsfahrt auf dem Obersee brachte uns der Bus sicher nach Kaarst zurück

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